Multiple Sklerose: Wenn du dich selbst einfrierst, um nicht wie dein Vater zu werden

Multiple Sklerose: Wenn du dich selbst einfrierst, um nicht wie dein Vater zu werden


Vielleicht erinnerst du dich nicht mehr an die genauen Worte.

Aber dein Körper erinnert sich.


Du als Kind, in seinem Schatten.

Sein Blick. Scharf. Hart. Ungeduldig. Manipulativ. Mächtig.

Ein Blick, der dich kleiner gemacht hat, bevor du überhaupt wusstest, wer du bist.

Seine Stimme. Kein Platz für Zweifel. Keine Pausen. Keine Wärme.

Du hast neben ihm gesessen und gelernt:

So darf ich nicht sein. So werde ich nie sein.


Seine Stärke hat dich erdrückt.

Seine Macht hat dich eingeschüchtert.

Seine Kontrolle hat dich erstarren lassen.


Du hast dich selbst diszipliniert, bevor er es tun konnte.

Du hast dich selbst zurückgenommen, bevor er dich brechen konnte.

Du hast dich selbst abgelehnt, bevor er dich ablehnen konnte.


Und irgendwann hast du dir geschworen:

Ich werde alles tun, um nicht so zu werden wie er.


Also hast du funktioniert.

Perfekt. Verlässlich. Unangreifbar.

Du warst brav. Du warst schnell. Du warst fleißig.

Du warst die, die alles richtig macht und dabei alles von sich selbst vergessen hat.


Und dann kam der Körper.

Langsam. Tückisch.

Erst ein Ziehen. Dann ein Stolpern. Dann ein Stillstand.


Die Beine.

Die dich nicht mehr tragen.

Die dich zwingen, zu bleiben, obwohl du doch gelernt hast, zu rennen.


Die Arme.

Die plötzlich schwer werden, obwohl du dein ganzes Leben lang alles zusammengehalten hast, was andere fallen lassen wollten.


Die Müdigkeit.

Die nicht mehr mit Schlaf vergeht, weil es keine körperliche Müdigkeit ist, sondern die Erschöpfung eines Lebens, das dich nie genährt hat.


Die innere Lähmung.

Das Erstarren.

Nicht zufällig da, sondern Ausdruck dessen,

was du nie halten durftest.



Die Steifheit.

Die dich daran erinnert, wie du dich als Kind steif gemacht hast, wenn er den Raum betreten hat.

Wie du versucht hast, dich unsichtbar zu machen.

Wie du gelernt hast, dass Bewegung gefährlich ist.

Dass Lebendigkeit gefährlich ist.

Dass die eigene Kraft gefährlich ist.


Du hast dich so lange zusammengezogen, bis dein Körper dicht gemacht hat.

Weil er wusste: Wenn du dich weiter bewegst, wirst du irgendwann wie er.

Und das war das Einzige, was niemals passieren durfte.


Also hat dein System ein Stoppsignal gesetzt.


Und du?

Du nennst es einen Kampf.

Eine Krankheit.

Einen Schicksalsschlag.


Aber vielleicht ist es deine Rettung.

Dein letzter Versuch, dich selbst zu schützen. Vor der Rolle, vor der Stärke, vor der Härte, die du dir verboten hast.


Und jetzt?

Jetzt sitzt du vielleicht da - 40, 50 Jahre alt - in einem Körper, der dich bremst.

Und du fragst dich, warum du nicht mehr kannst. Warum die Beine schwer sind. Warum alles fest ist. Warum du dich nicht mehr spürst.

Vielleicht, weil dein System es nie gelernt hat, sich frei zu bewegen. Weil es das genau so von klein auf gelernt hat.

Vielleicht, weil du dich ein Leben lang im Griff hattest und jetzt wird dir dieser Griff zu eng.

Vielleicht, weil der Teil in dir, der lebendig sein will, dich nicht länger in Ketten leben lässt.


Vielleicht ist es kein Kampf mehr.

Vielleicht ist es eine Einladung.


Eine Einladung, die Masken fallen zu lassen.

Eine Einladung, den Schwur aus deiner Kindheit zu hinterfragen.

Eine Einladung, dich zu bewegen. Nicht um zu fliehen, sondern um zu sein.

Eine Einladung, deine eigene Kraft wieder zu spüren. Nicht die Kraft deines Vaters, nicht die Härte, die dich geprägt hat. DEINE.


Und vielleicht beginnt das genau hier.

Im Anhalten. Im Fühlen.

In der Frage: Was, wenn ich mir erlaube, wieder weich zu werden?


Vielleicht geht es nicht darum, alles "wegzubekommen".

Vielleicht geht es darum, lebendig zu werden.



Herzlichst,


Sandra I Die SinnFühlerei I www.sinnfuehlerei.de


Meine Begleitung ersetzt keine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung. Ich stelle keine Diagnosen und gebe keine Heilversprechen. Meine Arbeit versteht sich als ergänzende Unterstützung, die die emotionale Ebene von Symptomen sichtbar macht.

Sinnflut – Fühlen. Verstehen. Wachsen.

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