„Deine Seele wollte das“ - Wie Schuld zur spirituellen Waffe wird.

Nein, du hast dir das nicht ausgesucht.
Warum die spirituelle Idee vom „Seelenplan“ oft nichts anderes ist als Gewalt in Goldpapier.
Diese Woche saß sie vor mir.
Eine Frau. Stark, bewusst, feinfühlig.
Zerbrochen an einer Überzeugung, die man ihr lange genug eingetrichtert hat, bis sie sie geglaubt hat:
„Ich habe mir das so ausgesucht.“
„Meine Seele wollte diese Erfahrung machen.“
„Ich trage die Verantwortung. Auch für das, was mir im Mutterleib passiert ist.“
Sie hat es gesagt mit einer Stimme, die längst keinen Widerstand mehr kannte.
Nicht weil sie Frieden damit gemacht hatte.
Sondern weil sie gebrochen war.
Ihr Vater hat ihre Mutter misshandelt, als sie selbst noch im Bauch war.
Gewalt. Angst. Todespanik. Schon bevor sie das Licht der Welt je gesehen hat.
Und trotzdem glaubte sie:
„Ich habe mir das so gewählt.“
Weil sie es so gelernt hat.
In Coachings. In spirituellen Kreisen. In Räumen, in denen Licht nur geduldet wird, wenn es keine Schatten mehr wirft.
Ich bin wütend.
Wütend auf ein System, das Schmerz als „Wachstum“ verkauft.
Wütend auf Menschen, die Missbrauch mit „Seelenaufträgen“ relativieren.
Wütend auf diese perfide Verdrehung, die Gewalt spirituell einbettet, um sich nicht mit der Realität auseinandersetzen zu müssen:
Dass es Täter gibt.
Dass es Strukturen gibt, die zerstören.
Dass Schmerz oft nicht Sinn macht, sondern einfach passiert.
Und dass es keine verdammte Schuld gibt, die dich dafür verantwortlich macht, dass andere Menschen dich verletzen.
Nein . Du hast dir das nicht ausgesucht.
Du hast dir nicht ausgesucht, Gewalt zu erfahren.
Du hast dir nicht ausgesucht, misshandelt zu werden. Nicht körperlich, nicht emotional, nicht energetisch.
Und schon gar nicht im Bauch einer Frau, die selbst in Angst gelebt hat.
Diese Idee, dass deine Seele das wollte, ist nicht heilsam. Sie ist gefährlich.
Sie hält dich gefangen.
In Scham. In Schuld. In einem karmischen Theaterstück, das nie deins war.
Sie lähmt dich, weil du nicht wütend sein darfst, wenn du glaubst, es selbst gewählt zu haben.
Weil du dich nicht abgrenzen kannst, wenn du denkst, es sei dein Lernfeld.
Weil du dich nicht befreien kannst, wenn du glaubst, du müsstest es erst „verstehen“.
Ich nenne das spirituellen Missbrauch .
Ja, wir kommen mit einer Aufgabe hierher.
Ja, unsere Seele bringt etwas mit.
Aber nein. Das bedeutet nicht, dass jede Verletzung Teil eines göttlichen Plans ist.
Du bist nicht hier, um Schuld abzuarbeiten.
Du bist nicht hier, um zu leiden.
Du bist hier, um dich zu erinnern.
Nicht an dein Trauma. Sondern an dein Wesen.
Ich schreibe diesen Text für all die, die das glauben mussten:
Dass sie sich Missbrauch „ausgesucht“ haben.
Dass sie Gewalt als „Spiegel“ sehen sollen.
Dass ihre Seele sich alles selbst „manifestiert“ hat.
Und die sich heute nicht trauen, wütend zu sein.
Nicht trauen, Grenzen zu setzen.
Nicht trauen, laut zu sagen: Es war falsch. Und ich war nicht schuld.
Diese Schuld-Idee ist nicht spirituell. Sie ist systemisch und vollkommen verdreht.
Sie ist die Fortsetzung von Gewalt mit feinstofflichen Mitteln.
Sie ist Teil eines Systems, das dich kleinhalten will. In Frequenzen von Schuld, Scham und Selbstverrat.
Die Wahrheit?
Dein Schmerz darf Raum bekommen. Ohne Deutung.
Deine Wut darf laut werden. Ohne Umweg.
Deine Geschichte darf ausgesprochen werden. Ohne Filter.
Du bist nicht hier, um Karma zu büßen.
Du bist hier, um dich zu befreien.
Und genau deshalb ist der Moment gekommen, die Frage zurückzugeben:
Wer zum Kuckuck hat dir diesen Gedanken verkauft, dass du es dir ausgesucht hast?
Und ganz essenziell: Wem dient es, wenn du es weiter glaubst?
Und deshalb tue ich, was ich tue.
Weil ich nicht mehr zuschaue, wie Menschen sich selbst zerlegen, um in ein System zu passen, das sie krank macht. Körperlich, seelisch, spirituell.
Weil ich Frauen begleite, die seit Jahrzehnten alles versucht haben und trotzdem feststecken.
Nicht weil sie falsch sind. Sondern weil sie tief in sich glauben, sie müssten leiden. Müssten bezahlen. Müssten büßen. Für ein Leben, das gar nicht für sie bestimmt war.
Die Frau, die bei mir war, lebt seit mehreren Jahren mit Knieschmerzen.
Jahrelang Schmerz im Schritt nach vorn.
Jahrelang Körperwiderstand gegen Unterwerfung.
Ihr System sagt Nein. Während sie sich weiter beugt. Für Erwartungen. Für die Eltern. Für ein Weltbild, das sie zerquetscht.
Und was hat man ihr erzählt?
Dass sie sich das ausgesucht hat. Dass das ihr „Wachstum“ sei.
Bullshit.
Ihr Knie sagt etwas anderes. Ihr Schmerz ist kein spirituelles Lehrstück.
Er ist ein Schrei: „Ich kann nicht mehr so weiter.“
Und ich nehme diesen Schrei ernst.
Und begleite, damit er verstanden werden kann.
Ich rede nicht über Symptome. Ich höre ihnen zu.
Ich erkläre sie nicht weg. Ich frage, was sie zeigen.
Und ich gehe dahin, wo’s weh tut. Weil genau dort die Wahrheit liegt.
Ich arbeite nicht, um dich aufzuladen.
Ich arbeite, um sichtbar zu machen, was dich lähmt. Und Wege zu finden, dass du dich selbst davon befreist.
Und ich bleibe da, wenn dein ganzes System sagt: „Ich darf das nicht.“
Doch. Darfst du.
Und du musst es sogar, wenn du lebendig sein willst. Nicht nur aushalten.
Wenn du Wahrheit willst: Hier ist sie.
Wenn du Ausreden willst: Such weiter.
Ich bin kein Safe Space. Ich bin der Ort, an dem du aufhörst, dich zu belügen.
Herzlichst,
Sandra I Die SinnFühlerei I www.sinnfuehlerei.de
Meine Begleitung ersetzt keine ärztliche oder psychotherapeutische Behandlung. Ich stelle keine Diagnosen und gebe keine Heilversprechen. Meine Arbeit versteht sich als ergänzende Unterstützung, die die emotionale Ebene von Symptomen sichtbar macht.
Sinnflut – Fühlen. Verstehen. Wachsen.











